Was sind Dreimonatskoliken?
Trotz intensiver Forschung ist die tatsächliche Ursache von Dreimonatskoliken noch immer ungeklärt. Wahrscheinlich spielen mehrere Dinge eine Rolle. Ein wichtiger Faktor ist, dass das Verdauungssystem von Säuglingen noch unreif ist und nicht auf das Leben außerhalb des Mutterleibes ausgelegt ist, wo sie über die Plazenta und die Nabelschnur ernährt wurden. Jetzt muss der Magen-Darm-Trakt diese Aufgabe übernehmen. Gleichzeitig müssen Babys in den ersten Lebensmonaten sehr stark wachsen und haben einen hohen Energiebedarf, der über die Muttermilch oder über die Pre-Nahrung gedeckt werden muss. Das Verdauungssystem muss also Hochleistungsarbeit leisten.
Oft entsteht auch ein Teufelskreis. Das Baby hat Bauchschmerzen, fängt an zu schreien, schluckt dabei sehr viel Luft und der Magen-Darm-Trakt bläht sich auf. Das verursacht noch mehr Unwohlsein.
Grundsätzlich sind Dreimonatskoliken immer Bauchschmerzen, die ca. ab Ende des ersten Lebensmonats auftreten und nach dem 4.-6. Lebensmonat wieder verschwinden. Darin liegt auch die wichtigste Botschaft zu diesem Thema: Es geht vorbei!
Woran erkenne ich Dreimonatskoliken?
Eine Kolik sind krampfartige Schmerzen im Verdauungssystem. Dreimonatskoliken äußern sich dementsprechend. Der Bauch wirkt verkrampft und angespannt, die Kinder schreien, ziehen die Füße an, haben oft einen geblähten Bauch. Der Stuhlgang ist dabei nicht symptomatisch und bei jedem Baby unterschiedlich. Manche Babys haben zum Zeitpunkt der Dreimonatskoliken sehr viel Stuhlgang, andere sehr wenig und sehr festen. Auch wenn Dreimonatskoliken ein natürlicher Prozess sind und von selbst verschwinden, sobald der Darm besser funktioniert, sollte man das Kind zumindest ein Mal von der Kinderärztin oder dem Kinderarzt untersuchen lassen, um organische Probleme oder Unverträglichkeiten ausschließen zu können.
Was hilft gegen Dreimonatskoliken?
Auch hier ist nicht jedes Baby gleich und es gibt keine wissenschaftlich belegten Heilmittel. Dennoch gibt es Maßnahmen, die vielen Babys Linderung verschaffen. Wenn das eigene Baby an Dreimonatskoliken leidet, sollte man ein Mittel nach dem anderen ausprobieren, um herauszufinden, was wirklich hilft. Alles auf einmal zu versuchen, kann nämlich zu mehr Irritation führen.
- Körperhaltung und Bewegung
Das Tragetuch hilft vielen Babys, die an Dreimonatskoliken leiden. Die aufrechte Körperhaltung und die Auf- und-Ab-Bewegung hilft bei der Verdauung. Auch Babyschaukeln, die in der Horizontale schaukeln können eine Alternative sein.
- Bauchmassagen
Leichte Massagen können ebenso Linderung verschaffen. Dabei immer im Uhrzeigersinn streichen, um die natürliche Bewegung des Darms zu unterstützen.
- Reizarmut
Nachdem die Babys Nahrung zu sich genommen haben, sollten sie die Möglichkeit haben, ihre ganze Energie auf die Verdauung zu lenken. Möglichst wenige Reize und abgedunkelte Räume helfen dabei. Manche Säuglinge reagieren auch gut auf Weißes Rauschen. Das sind bestimmte Tonfrequenzen, die entspannen.
- Nahrung des Babys
Oft denken Eltern bei Schreien automatisch an Hunger. Zu häufiges Stillen oder Füttern kann aber dazu führen, dass das Verdauungssystem zusätzlich überlastet. Auch sollte man beim Füttern von Formula-Nahrung darauf achten, dass die zugeführte Menge nicht zu viel für das Baby ist. Man sollte daher nicht in zu kurzen Abständen füttern und beim Stillen vor allem darauf achten, dass die Brust „leergetrunken“ wird, weil die Hinterbrustmilch leichter bekömmlich ist. Auch regelmäßigeres Füttern kann helfen.
- Nahrung der Mutter
Beim Stillen können Säuglinge oft auf die Nahrungsmittel der Mama reagieren. Wenn das Kind stark aufbläht, sollte man zuerst aufblähende Nahrungsmittel wie Zwiebel verzichten, dann auf Laktose-Produkte.
- Zusätzliche Linderung durch Tee und Öl
Fenchel- und Kümmeltee können Linderung verschaffen. Achtung! Die Flüssigkeit darf auf keinen Fall die Milch ersetzen. Wenige Schlucke Tee genügen, die Flüssigkeitsversorgung erfolgt weiterhin über die Muttermilch oder die Pre-Nahrung erfolgen. Letztere kann man auch direkt mit ein wenig Kümmeltee anrühren. Auch Kümmelöl kann helfen.
Es gibt auch Medikamente – Zäpfchen und Tropfen – die gegen Blähungen helfen. Diese sollte man nur nach Rücksprache mit der Hebamme oder den Kinderärzt*innen verabreichen.
Die eigene Einstellung
Dreimonatskoliken können Eltern und vor allem Mütter an ihre Grenzen bringen. Schreiende Babys sorgen für Verunsicherung und leider auch oft für Druck und Meinungsbildung von außen. Jetzt gilt: Wer Hilfe bekommen kann, sollte diese annehmen. Wer sich überfordert fühlt, ist deshalb kein schlechter Elternteil. Bewusste Pausen sind wichtig und man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass das Baby wegen rein biologischer Vorgänge schreit und nicht aus persönlichen Gründen, oder weil man etwas falsch macht. Ganz viele Babys gehen durch diesen Prozess, man ist nicht nie alleine.