Baby mit Lippenspalte
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Lippen-Kiefer-Gaumenspalten

Lippen-Kiefer-Gaumenspalten zählen zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Die Geburt eines Kindes mit einer Spalte oder einer anderen Fehlbildung im Gesichtsbereich stellt für alle Eltern eine große Belastung dar. Um Ihnen und Ihrem Kind bestmöglich zu helfen, steht Ihnen im Universitätsklinikum Salzburg ein Team mit erfahrenen Spezialistinnen und Spezialisten aus allen zur Behandlung notwendigen Fachbereichen zur Verfügung.


Als vom Bundesministerium designiertes Nationales Expertisezentrum bietet die Universitätsklinik Für Mund-, Kiefer- Und Gesichts-Chirurgie der PMU Salzburg die bestmöglichen Behandlungsmöglichkeiten. Wir betreuen Kinder von der Geburt bis ins Erwachsenenalter und helfen, die Belastung für Ihre Familie durch eine optimale Koordination aller Untersuchungen und Behandlungen möglichst gering zu halten.


Grundsätzliches


Unter dem Begriff „Lippen-Kiefer-Gaumenspalten“ werden alle Spalt-bildungen im Bereich der Oberlippe, einschließlich des Naseneingangs, des Oberkiefers sowie des Gaumens zusammengefasst. Insgesamt sind sie die häufigste Fehlbildung im Kopf- und Gesichtsbereich. Auf ca. 600 Geburten kommt eine dieser Fehlbildungen.


Alle Spaltbildungen entstehen im zweiten und/oder zu Beginn des dritten Schwangerschaftsmonats. Die Ursachen für die Entstehung einer Spalte sind noch nicht eindeutig geklärt. Eine wichtige Rolle können erbliche Faktoren spielen, daneben sind aber auch äußere schädliche Einflüsse während der Schwangerschaft (z.B. Infektionen, Medikamente, Drogen- und/oder Alkoholabusus, Strahlenbelastung) als Ursache möglich, wobei eindeutige Nachweise über Zusammenhänge nicht vorliegen. Meist spielt ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren („multifaktorieller Schwellen-werteffekt“) eine entscheidende Rolle für die Entstehung einer Spaltfehlbildung. Häufig sind jedoch keine Ursachen feststellbar.


Eine Diagnosestellung während der Schwangerschaft (Pränataldiagnostik) ist in vielen Fällen ca. ab der 20. Schwangerschaftswoche möglich. Bei Diagnosestellung werden Sie in einem Aufklärungsgespräch an der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie über die Behandlungsschritte nach der Geburt Ihres Kindes informiert.


Die Häufigsten Formen einer Spaltfehlbildung


Spaltfehlbildungen können in unterschiedlichsten Ausprägungen in Erscheinung treten ‒ als isolierte Lippenspalten oder Lippen-Kieferspalten, als kombinierte Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oder auch als reine Gaumen-spalten. Auch unter diesen einzelnen Gruppen können die Spalten mehr oder weniger deutlich oder auch nur minimal ausgebildet sein (komplette oder inkomplette Spaltformen). Außer der Spalte des Weichgaumens (hinterer Gaumenanteil = Gaumensegel), die immer mittig auftritt, können Spalten im Bereich von Lippe, Kiefer und/oder Hartgaumen (vorderer Gaumenanteil) jeweils einseitig links/rechts oder auch beidseitig vorkommen.


Bei einer Spaltbildung im Gaumenbereich fehlt die für die Ernährung und das Sprechen wichtige Trennung von Mund- und Nasenraum. Daraus resultiert eine Fehlpositionierung der Zunge, diese kann in weiterer Folge zu Schluckstörungen sowie Atmungs- und Sprechfunktionsstörungen führen.


Auch Fehlfunktionen betreffend die Belüftung des Mittelohres und damit Mittelohrschwerhörigkeit und Mittelohrentzündung können die Folge sein.


Behandlungskonzepte


Bei isolierten Lippen-Spalten sowie Lippen-Kiefer Spalten


Zunächst erfolgt ein Erstgespräch mit ausführlicher Aufklärung und Informationen zum Thema Stillen und Ernährung. Ein operativer Verschluss der Spalte erfolgt je nach Fall im 4. Bis 6. Lebensmonat. Bis zum 5. Lebensjahr finden jährliche interdisziplinäre Kontrolluntersuchungen statt. 


Bei einem knöchernen Defekt im Spalt-Bereich des Oberkiefers kann im Alter von ca. 8 –10 Jahren eine Knocheneinlagerung notwendig sein. Hierzu wird ein kleines Knochenstück vom Beckenkamm entnommen und in den Kieferspaltbereich eingelagert. Meist ist in diesem Fall auch eine kieferorthopädische Behandlung zusätzlich nötig. 


Bei kompletten Lippen-Kiefer-Gaumenspalten


Auch hier erfolgt zunächst ein Erstgespräch. Danach kann je nach Ausprägungsgrad der Spalte im Gaumenbereich die Anfertigung einer Gaumenplatte notwendig bzw. sinnvoll sein, die in den ersten Lebenstagen eingegliedert wird. Sie wird oft „Trinkplatte“ genannt, weil sie das Trinken etwas erleichtern, in erster Linie aber für eine richtige Zungenlage sorgt. Diese ist wichtig für die Entwicklung der Mundmotorik. 


Im Alter von 4 – 6 Monaten erfolgt der operative Verschluss der Spalte im Bereich von Lippe, Kiefer und Hartgaumen. Eine Behebung der Tubenbelüftungsstörung erfolgt wenn notwendig in derselben Operation. Die verbleibende Spalte im Weichgaumen und hinteren Hartgaumenbereich wird in einem zweiten operativen Eingriff im 9. bis 12. Lebensmonat verschlossen.


Regelmäßige HNO-Untersuchungen sind für eventuelle begleitende Maßnahmen notwendig und dienen auch der Beurteilung des Hörvermögens. Ab Ende des ersten Lebensjahres erfolgen regelmäßige logopädische Kontrolluntersuchungen. 


Im Alter von ca. 8 –10 Jahren wird mit einem weiteren chirurgischen Eingriff ein kleines Stück Knochen vom Beckenkamm entnommen und in den Kieferspaltbereich eingelagert. Ab diesem Eingriff (in bestimmten Fällen auch schon früher) ist in der Regel eine kieferorthopädische Behandlung (Zahnregulierung mit herausnehmbarer oder festsitzender Zahnspange) notwendig.


Selbsthilfegruppe


Neben dem spezialisierten Team an der PMU Salzburg gibt es für Eltern betroffener Kinder (sowie selbst Betroffener) eine Selbsthilfegruppe, welche die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch bietet. Organisiert wird sie über Facebook: Selbsthilfegruppe Lippen-Kiefer-Gaumenspalte Österreich


Expertisezentrum für  Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und Kraniofaziale Anomalien

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