Helikoptereltern
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Helikoptereltern

Viele denken bei dem Begriff "Helikoptereltern" an überfürsorgliche, überanalysierende und übermäßig engagierte Mütter und Väter. Aber was verbirgt sich wirklich hinter diesem Erziehungsstil? Ist das wirklich etwas Schlechtes, oder kann Helikopter-Elternschaft auch Vorteile für Kinder haben – sowohl kurz- als auch langfristig? 

Was ist ein Helikopter-Elternteil - Definition und Beispiele 


Helikopter-Eltern folgen einem Erziehungsstil, bei dem sich die Eltern stark in das Leben ihres Kindes einmischen, oft in einem extremen Ausmaß. Helikopter-Eltern zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Kontrolle über das Leben und die Entwicklung ihrer Kinder haben wollen, sich übermäßig für ihre Aktivitäten interessieren, sie ständig überwachen und sich sogar in Fragen wie Noten, außerschulische Aktivitäten, Lebensentscheidungen usw. einmischen – auch, wenn das Kind schon selbst damit umgehen sollte. Mit anderen Worten: Diese Eltern zeigen nicht nur elterliche Besorgnis, sondern mischen sich zu stark ein. Beispiele für dieses Verhalten können sein, dass sie absichtlich mit Lehrern und Lehrerinnen über kleinere Probleme in Bezug auf die schulischen Leistungen sprechen, anstatt dem Kind die Möglichkeit zu geben, das Problem selbst zu lösen. Oder dass sie versuchen, eine schlechte Entscheidung, die das Kind getroffen hat, aus dem Weg zu räumen. Dieser Erziehungsstil kann zwar gut gemeint sein, aber er lehrt die Kinder nicht, wie sie ihr Leben eigenständig meistern können, und macht es ihnen schwer, Fehler zu machen, aus denen sie lernen und Erfahrungen sammeln könnten.


Ein Für und Wider 


Meist steckt hinter den Handlungen von Helikopter-Eltern die beste Absicht. Die Eltern glauben, dass sie ihre Kinder besser vor möglichen Schäden schützen können, wenn sie ständig auf sie aufpassen. Aber Helikopter-Elternschaft wird kontraproduktiv, wenn zu viel Druck auf die Kinder ausgeübt wird und das zu einem Mangel an Unabhängigkeit und Selbstvertrauen führt. Es kann auch dazu führen, dass Kinder erwarten, dass alle Entscheidungen für sie getroffen werden, und deshalb nicht lernen, klügere Entscheidungen zu treffen. Eltern sollten einen Mittelweg finden, um ihre Kinder zu unterstützen und zu leiten, ihnen aber gleichzeitig die Möglichkeit geben, ein Gefühl der Autonomie zu entwickeln, um wichtige Lebenskompetenzen zu erwerben.


Bedürfnisse verstehen statt Überfürsorge


Manchmal sind wir so besorgt um unsere Kinder, dass es schwer ist zu wissen, wann wir aufhören sollten, sie zu überwachen. Es ist zwar wichtig, Interesse und Besorgnis zu zeigen, aber es ist auch wichtig, Kindern die Möglichkeit zu geben, eigene Entscheidungen zu treffen, Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen und Problemlösungsfähigkeiten zu trainieren. Für eine gesunde Dynamik braucht es vor allem gegenseitiges Vertrauen und Akzeptanz. Risiken können besprochen werden, aber Fehler zu machen muss erlaubt sein. 


Einem Kind Selbstständigkeit beizubringen ist ein wichtiger Teil des Erwachsenwerdens, aber es kann sich schwierig anfühlen. Beginne damit, dein Kind zu ermutigen, seine Bedürfnisse und Meinungen zu äußern, damit es lernt, sich durchzusetzen. Kleine, altersgerechte Aufgaben wie Geschirrspüler ausräumen oder den Tisch decken stärken das Selbstbewusstsein. Je mehr dein Kind alleine machen kann, desto verantwortungsvoller und selbstständiger wird es. Hilf deinem Kind, wenn es nötig ist, aber schätze ab, was es alleine ausprobieren kann, damit es Vertrauen in seine Fähigkeiten gewinnt. 


Die Angst vor dem Loslassen des eigenen Kindes überwinden 


Für Eltern ist es wichtig, sich bewusstzumachen, dass Loslassen ein wichtiger Teil der Erziehung ist, auch wenn das immer wieder aufs Neue beängstigt und auch weh tut. Kinder, die ermutigt werden, die Welt für sich selbst zu erkunden, werden später freier und glücklicher. Die Aufgabe der Eltern ist es nicht, das eigene Kind mit Überfürsorge zu erdrücken, sondern ihm die notwendigen Fähigkeiten, genügend Aufmerksamkeit und viel Liebe auf seinem Weg zu schenken. Es ist menschlich, sich Sorgen um die Zukunft zu machen. Emotionale Regulierung, soziales Geschick und Resilienz sind aber Geschenke, die unsere Kinder nur dann mit auf den Weg bekommen, wenn Eltern Loslassen als Teil ihres Erziehungsprozesses akzeptieren und Raum für sinnvolle Gespräche und offene Kommunikation lassen. 



Dr. med. Anna Maria Cavini

Dr. med. Anna Maria Cavini

Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde

Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde, Diplome der ÖAK für Notfallmedizin, Sportmedizin, ...

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