Schwangerschaftsdiabetes
Urheberrecht: in Lizenz von Graphicroyalty - Adobe Stock

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)

Zwischen der 24 und 28 SSW wird bei dir ein Zuckerbelastungstest (oraler Glukosetoleranztest) durchgeführt. Dieser dient dazu, Schwangerschaftsdiabetes zu diagnostizieren. Du bekommst rechtzeitig von deinem Gynäkologen bzw. deiner Gynäkologin eine Überweisung zu einem durchführenden Labor. Dieser Test ist verpflichtend und im Mutter-Kind-Pass bzw. Eltern-Kind-Pass vorgeschrieben.


Wieso wird bei mir ein Zuckerbelastungstest während der Schwangerschaft gemacht?

Übersteigen deine Blutzuckerwerte eine bestimmte Grenze und wird dies nicht rechtzeitig erkannt, können bei dir und deinem Kind Komplikationen auftreten. Somit dient dieser Test als reine Vorsorgeuntersuchung. 


Welches Risiko birgt Schwangerschaftsdiabetes? 

Bei dir steigt das Risiko für Harnwegs- oder Pilzinfektionen, Bluthochdruck oder Präeklampsie, eine Erkrankung mit erhöhtem Blutdruck und Eiweißausscheidung im Urin. Außerdem kann Schwangerschaftsdiabetes zu einer Frühgeburt führen. 

Wenn du an Schwangerschaftsdiabetes erkrankst, kann es sein, dass du nach der Schwangerschaft am Typ-2-Diabetes erkrankst. 


Wie wirkt sich Schwangerschaftsdiabetes auf mein Kind aus? 

Steigt dein Blutzuckerspiegel an, wird auch Zucker über die Plazenta zu deinem Kind transportiert. Somit steigt auch sein Blutzuckerspiegel an und seine Bauchspeicheldrüse produziert mehr Insulin. Dieses Proteohormon senkt nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern hat auch die Wirkung eines Wachstumshormons. Somit kann das ungeborene Kind viel größer und schwerer sein. 

In weiterer Folge kann dies natürlich zu Problemen während der Geburt führen: Ist das Kind zu groß und passt es nicht durch den Geburtskanal, kann es mit der Schulter in deinem Becken stecken bleiben. Diese Komplikation kann lebensbedrohlich sein. Daher haben Frauen, die an Schwangerschaftsdiabetes leiden, öfters Kaiserschnittgeburten als gesunde. 


Nach der Geburt kann es bei deinem Neugeborenen zu Problemen mit der Atmung kommen, es kann an Gelbsucht oder Unterzuckerung leiden. In späterer Folge steigt auch das Risiko, selbst übergewichtig zu werden. 


Woran erkenne ich Schwangerschaftsdiabetes?

Die exakte Diagnose bekommst du, nachdem du den Zuckerbelastungstest durchgeführt hast. Diese Symptome können vorab auf Schwangerschaftsdiabetes hindeuten: 

• Erhöhter Blutdruck

• Gesteigerte Fruchtwassermenge

• Häufige Blasenentzündungen

• Starke Gewichts- und Größenzunahme des Kindes


Wie verläuft der Zuckerbelastungstest?

Dieser Test wird bei dir nüchtern durchgeführt, d. h. du darfst mindestens 8 Stunden davor nichts mehr essen oder trinken. Achte auch darauf, dass vor diesem Termin keinen Kaugummi, Traubenzucker o. Ä. zu dir nimmst. Du musst komplett nüchtern sein. Am besten ist es, du vereinbarst den Termin gleich in der Früh. 

Im Labor werden dir drei Blutproben aus deinen Venen abgenommen. Nach der ersten Blutabnahme bekommst du eine zuckerhaltige Lösung, die du trinken musst. Danach wird dir nach einer bzw. zwei Stunden erneut Blut abgenommen. So wird getestet, wie gut dein Körper Zucker verarbeiten kann.

Wichtig ist, dass du vor diesem Test weder eine Diät machst noch bewusst auf Kohlenhydrate verzichtest. Dies kann sich negativ auf den Test auswirken! Mehr Informationen findest du hier. 


Hilfe, ich habe erhöhte Blutzuckerwerte!

Sind bei dir erhöhte Blutzuckerwerte festgestellt worden, kann es sich entweder um Schwangerschaftsdiabetes oder um eine andere Form von Diabetes handeln. Unterschieden wird hier durch die Höhe des Blutzuckerspiegels.


Untenstehend findest du die Grenzwerte: 




Ist bei dir durch diesen Test Diabetes festgestellt worden, musst du noch weitere Tests machen. Die weitere Vorgehensweise wird dir von deinem Arzt bzw. deiner Ärztin mitgeteilt. 


Worauf muss ich achten, wenn ich an Schwangerschaftsdiabetes leide? 

Ist dein Blutzuckerspiegel während der Schwangerschaft erhöht, musst du deine Essens- und Bewegungsgewohnheiten umstellen. Bei vielen schwangeren Frauen helfen bereits diese Maßnahmen, um den Blutzuckerspiegel wieder zu senken. Zudem verringert sich das Risiko, nach der Geburt an Typ-2-Diabetes zu erkranken. 


Umstellung der Ernährungsgewohnheiten: 

Achte auf eine ausgewogene Ernährung und vermeide einen schnellen Blutzuckeranstieg. Das kann dir mittels der folgenden Tipps gelingen: 

• Halte deinen Blutzuckerspiegel über den Tag konstant. Das schaffst du, indem du drei mittlere Hauptmahlzeiten und drei kleinere Zwischenmahlzeiten zu dir nimmst. 

• Schränke deinen Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln ein. 

• Nimm „gute“ Kohlenhydrate zu dir: Vollkornprodukte, Gemüse und Hülsenfrüchte enthalten natürlichen Zucker und wirken sich schwächer auf deinen Blutzuckerspiegel aus. 

• Verzichte auf sehr süße Obstsorten wie Weintrauben oder Bananen. 

• Tausche tierische Fette gegen pflanzliche aus. 

• Nimm ausreichend Eiweiß (in Form von Milchprodukten) zu dir. 

• Verzichte auf Limonaden und greife besser zu ungesüßtem Tee oder Wasser. 


Kann dein Blutzuckerspiegel mittels Ernährungs- und Bewegungsumstellung nicht gesenkt werden, ist eine medikamentöse Behandlung notwendig. Sobald bei dir Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert wurde, wird dein Gesundheitszustand und dieser deines ungeborenen Kindes regelmäßig kontrolliert. 


Habe ich die Schwangerschaftsdiabetes auch noch nach der Geburt? 

Normalerweise nicht, denn der Blutzuckerspiegel senkt sich meist nach der Geburt oder spätestens im Wochenbett. 

Andere Diabetesformen bleiben natürlich noch nach der Schwangerschaft bestehen. 


Wie oft muss ich den Blutzucker bei Schwangerschaftsdiabetes messen? 

Normalerweise misst du deinen Blutzucker nüchtern nach dem Aufstehen und immer eine Stunde nach jeder Mahlzeit. Welche Werte du nicht überschreiten sollst, erfährst du von deinem Arzt bzw. deiner Ärztin. 




OA Dr. med. Christoph Herbst

OA Dr. med. Christoph Herbst

Oberarzt für Frauenheilkunde/Gynäkologie und Geburtshilfe

Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Klagenfurt

Partner des Fertility Ce ...

Mehr Artikel von OA Dr. med. Christoph Herbst