Fremdbetreuung Kind
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Mein Kind wird fremdbetreut - wie gehe ich mit daraus entstehenden Konflikten um?

Wenn Kinder das erste Mal außerhalb der Familie betreut werden, ist dies oft eine emotional sehr fordernde Angelegenheit. Fragen wie „Wie wird es meinem Kind ergehen?“, „Wie geht das Betreuungspersonal mit meinem Kind um bzw. auf mein Kind ein?“ „Wird sich mein Kind wohlfühlen?“ schwirren wohl jedem Elternteil im Kopf herum, wenn die Zeit der Fremdbetreuung – sei es in Schulen, Kindergärten oder Ähnlichem – naht.


Dieses Verhalten ist verständlich und spiegelt die Fürsorge der Eltern wider. Verständlich ist es andererseits auch, dass das Kind in Betreuungseinrichtungen nicht die 1:1 Betreuung erfährt, die es zuhause genießt. Das ist der Gruppengröße und der Anzahl der Betreuungspersonen geschuldet. Und damit beginnt das Dilemma.


Konflikte aus Unsicherheiten:

Sie als Eltern lieben ihr Kind und wollen ihm am liebsten jeden Wunsch erfüllen damit es glücklich ist. Nun wissen Sie, dass dies im Kindergarten, der Schule oder dem Hort nicht möglich ist. Sie fürchten sich davor, dass das Kind in der Gruppe nicht die nötge Aufmerksamkeit erhält und somit „auf der

Strecke bleibt“. Das ist Ihre Angst - die Angst der Eltern. Kinder sind an sich neugierig, anpassungsfähig und freuen sich auf neue Abenteuer. Tun sie das nicht

besteht die Möglichkeit, dass sie die (oft unbewussten) Ängste und Sorgen der Eltern spüren und übernehmen. Diese werden dann von den Kindern als Angst vor der Betreuungseinrichtung oder der Betreuungsperson bezeichnet. Ist die Betreuungsperson auch Ihnen als Elternteil unsympathisch, so

hat man den vermeintlich Schuldigen schnell gefunden und Konflikte sind vorprogrammiert.


Natürlich kann es in Einzelfällen sein, dass die Konstellation Kind/Eltern/Betreuungspersonal nicht optimal ist und geändert werden muss. In den meisten Fällen reicht es jedoch, wenn Sie sich als Mutter oder Vater Ihrer eigenen Angst stellen. Das ist einfach – schwierig gestaltet sich nur das Bewusstwerden

dieser Ängste. Ein erster Schritt in diese Richtung kann sein, dass Sie die Möglichkeit, dass es nicht die Angst des Kindes ist, überhaupt einmal in Betracht ziehen. Erst dann können weitere Schritte folgen.


Erfahrungsgemäß lösen sich die vermeintlichen Ängste der Kinder schnell in Luft auf, wenn Eltern sich ihrer Unsicherheiten bewusstwerden und diese dadurch wandeln können. Kein Problem – kein Konflikt. Schaffen Sie es nicht allein, ist es keine Schande Hilfe in Anspruch zu nehmen. Möglichkeiten gibt es

viele dafür. Sie reichen von Beratungsangeboten öffentlicher Institutionen bis hin zum persönlichen (Konflikt-)Coaching. Die Palette ist breit und Sie können sich das für Sie passende Angebot wählen.


Doch was tun, wenn ich als Elternteil einen Konflikt mit der Betreuungsperson habe, mein Kind sich

jedoch wohl fühlt?


Konflikte aus konkreten Gründen:

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, dass mein Kind gerne in die Betreuungseinrichtung geht, ich als Elternteil aber – aus welchen Gründen auch immer - nicht mit der Betreuungsperson umgehen kann. Das führt zu Spannungen, die sich mitunter auf das Kind auswirken können. Also gilt es sich von diesem

Konflikt und den dazugehörigen Spannungen zu lösen, damit sich jeder wohlfühlen kann – aber wie? Seien Sie ehrlich! Sprechen Sie den Konflikt konkret an! Nichts schürt einen Konflikt mehr, als ihn nicht anzusprechen. Falsches Schamgefühl oder Höflichkeit bringen Sie nicht weiter. Dies soll jedoch nicht heißen, dass Sie in einer emotionalen bereits aufgeheizten Situation die Betreuungsperson niederbrüllen müssen – auch wenn dies nachvollziehbar

ist und ehrlicher wäre, als zu schweigen.


In emotional belastenden Situationen ist der rationale Verstand so gut wie ausgeschaltet und Sie würden sicher so manches bereuen, wenn Sie Ihr Verhalten in einer klaren Minute reflektieren würden. Daher bietet es sich an, so früh wie möglich die Dinge anzusprechen, die Ihnen missfallen. Auf Dauer schaukeln sich Kleinigkeiten gerne hoch. Wenn es Ihnen nicht möglich ist, in der Situation sachlich zu bleiben, ersuchen Sie um einen Gesprächstermin. Auf diesen können Sie sich vorbereiten, sowohl emotional, mental als auch sachlich. Notieren Sie sich gegebenenfalls die Dinge, die Sie belasten auf einen Notzzettel oder Ähnlichem und machen Sie dies so sachlich wie möglich. Versuchen Sie bereits beim Erstellen der Liste Ihre Emotionen wahrzunehmen, aber lassen Sie sie sich nicht davon beherrschen. Das ist eine gute Übung für das kommende Gespräch.


Wir alle haben Emotionen, doch es ist der Umgang mit ihnen, der ein Konfliktgespräch in gute als auch in schlechte Bahnen lenken kann. Wenn Sie merken, dass Ärger oder Wut hochkommen, dann atmen Sie tief durch bevor Sie reagieren. Damit unterbrechen Sie Ihre Emotion und können weiterhin auf sachlicher Ebene bleiben. Erzählen Sie, was Sie bedrückt, welches Gefühl es in Ihnen auslöst und was dieses Gefühl mit Ihnen macht. Ihr Gegenüber fühlt sich dadurch nicht angegriffen und wird Ihrem Wunsch eher entsprechen können, als wenn Sie es mit Vorwürfen überhäufen. Gelingt das Gespräch trotzdem nicht, kann auch hier eine neutrale dritte Person hilfreich sein. In allen Konflikten ist es in erster Linie wichtg diese wahr und ernst zu nehmen. Der Konflikt bringt Sie näher zu Ihren eigenen Werten und Bedürfnissen – und diese gilt es angebracht zu äußern. Gelingt

Ihnen das nicht auf Anhieb – bleiben Sie trotzdem dran – es lohnt sich!



Alexandra Tschinder

Alexandra Tschinder

Konfliktcoach

wer ich bin

Ich wurde als Alexandra Tschinder 1969 in Klagenfurt am Wörthersee geboren, ...

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