Baby Pflege
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Füttern und Wickeln kann doch jeder?!

Folgende 7 Tipps können die Entwicklung deines Babys positiv unterstützen. Sie lassen sich leicht in den Alltag integrieren und sind unkompliziert zu erlernen. 


Bei einigen geht es darum die Umgebung an das Baby anzupassen, bei anderen geht es darum deine Handgriffe und Berührungen zu adaptieren. Bei allen geht es darum ein Bewusstsein zu schaffen, dass Versorgung Berührung, Berührung Erfahrung, Erfahrung Lernen und Lernen Weiterentwicklung bedeutet. Außerdem sollte wir als Eltern daran denken, dass Körperkontakt immer Kommunikation über die Körpersprache ist. Wir transportieren bei Berührung viele Informationen an das Baby weiter.


Dein Baby wird durch die Unterstützung seiner natürlichen Entwicklung ruhiger und zufriedener. Die motorische, kognitive und auch emotionale Entwicklung kann sich ungehindert entfalten. Du fühlst dich durch das neu geweckte Bewusstsein sicherer und kompetenter in deiner neuen Elternrolle.

Vor allem in der ersten Zeit direkt nach der Geburt, profitiert dein Baby besonders von folgenden Tipps.


Tipp 1: Sei LANGSAM, BEWUSST und ACHTSAM bei der Versorgung!

Das Gehirn deines Babys ist sehr schnell von vielen, unterschiedlichen, rasch aufeinanderfolgenden Reizen überfordert. Es kann dann nicht aktiv mitdenken. Das ist aber wichtig! Aktive Mitarbeit bedeutet Lernen und Lernen bedeutet Weiterentwicklung.


Tipp 2: Achte auf BEGRENZUNG!

Das Baby hat schon in deiner Gebärmutter Grenzen gespürt und kennen gelernt und dort viele Bewegungserfahrungen gemacht. Wenn du ihm jetzt, nach der Geburt und zusätzlich der ungewohnten Schwerkraft ausgesetzt, Begrenzungen und Unterstützung anbietest, kann es besser auf bereits Gelerntes aufbauen. So ist es leichter, Fortschritte in der motorischen Entwicklung zu machen. Es muss nicht mit einem Rückschritt starten.

Eine Begrenzung könnte zum Beispiel ein kleines Nestchen oder ein zusammengerolltes Handtuch auf der Wickelfläche sein, um die Arme und Schultern zu unterstützen oder ein Gegentritt für die zappelnden Beinchen.


Tipp 3: Berühre dein Baby immer GROßFLÄCHIG und DEUTLICH!

Durch großflächige Berührungen und deutliche Kontaktaufnahme vermittelst du deinem Baby Sicherheit. Mit jeder deiner Berührungen, hilfst du ihm seinen eigenen Körper zu spüren und bewusst wahrzunehmen.

Was gibt DIR Sicherheit und beruhigt DICH?

Deutliches Halten oder hektisches Kitzeln?

Streicheln mit der ganzen Handfläche oder Anstupsen mit einem Finger?

Die Antwort sollte eindeutig sein und das selbe gilt auch für dein Baby. 

Auch wenn du am Anfang unsicher und zögerlich wegen der Winzigkeit deines Babys sein solltest, sei trotzdem großflächig und deutlich aber vorsichtig und achtsam.


Tipp 4: Sorge für eine STABILE UNTERLAGE und GUTE STÜTZE!

Dein Baby kann sich besser entspannen, wenn es sich gut und sicher gehalten fühlt. Auch eine flachen, stabilen Unterlage vermittelt Sicherheit und ermöglicht ihm, leichter seine Mitte zu finden und bahnt den Hand-Hand Kontakt an. Entspannung und Sicherheit ist Voraussetzung für eine ungestörte, natürliche Weiterentwicklung.

Achte beim Halten und Tragen darauf, dass deine Hände immer zusätzlich auch die Beinchen stützen. Wenn du deine Hände für andere Erledigungen benötigst, trage dein Baby mit einer gut angepassten Tragehilfe. Wenn du es ablegen möchtest, bevorzuge eine flache Unterlage und versuche die Zeit in einer Babyschale oder einer Wippe auf das Notwendigste zu reduzieren.


Tipp 5: Lass dein Baby AKTIV mitmachen!

Beim Mitmachen lernt dein Baby viel mehr, als wenn es nur passiv von dir bewegt wird. Durch das aktive Mitmachen kommt es zu Verknüpfung zwischen den Nervenzellen im Gehirn des Neugeborenen und genau das bedeutet Weiterentwicklung – das ist Gehirnentwicklung, von dem dein Kind bis ins Schulalter und weiter profitieren wird. 

Sag deinem Baby was ihr machen werdet, lass ihm Zeit, biete Unterstützung an und beobachte, wie es sich vielleicht durch Abdrücken oder Dagegenstemmen selber etwas weiterdreht. Oder vielleicht sein Beinchen als Reaktion auf deinen leichten Gegendruck langsam streckt und dabei „selber“ in ein Hosenbein schlüpft.


Tipp 6: Bewege dein Baby mit DREHUNGEN und ROTATIONEN!

Die natürliche motorische Entwicklung braucht Stabilität und Rotation im Wechsel. Durch Rotation optimiert sich die Muskelspannung. Mit optimalem Tonus kann sich die natürliche Entwicklung gut entfalten. Einer der ersten großen Grenzsteine der motorischen Entwicklung ist die Drehung über die Seite.

Bewege dein Baby daher so oft es geht mit Drehbewegungen. 

Das funktioniert in vielen Alltagssituation: Rolle es vorsichtig beim Wickeln, beim Umziehen, beim Hochnehmen, beim Ablegen von einer Seite zur anderen, anstatt es gerade nach vorne aufzurichten oder die Beinchen hoch über den Körper zu heben.


Tipp 7: Vermeide beim Handling das Auslösen von frühkindlichen Reflexen!

Frühkindliche Reflexe bilden sich bereits in der Schwangerschaft und unterstützen die Entwicklung schon vor der Geburt und vor allem das "aktive Mitmachen" deines Babys beim Geburtsvorgang. Wenn die Reflexe ihre Aufgaben erfüllt haben, sollten sie sich aber zurückbilden oder in das natürliche Bewegungsmuster integriert werden. Denn nur so kann eine ungestörte Weiterentwicklung stattfinden. 

Frühkindliche Reflexe sind ein sehr komplexes Thema!


Für den Baby-Alltag habe ich aber zwei Handling-Empfehlungen für dich:


1.Vermeide bitte den gleichzeitigen Griff unter beide Arme, bei dem das ganze Gewicht des Babys in den Achseln hängt, beim Hochnehmen und Tragen. Greife stattdessen um den Brustkorb, drehe es auf die Seite und nimm es so seitlich zu dir hoch. Der Körper des Babys bleibt dabei angenehm gebeugt und eine Kopf- und Körper-Überstreckung wird vermieden.


2.Um den meist deutlich erkennbaren Schreckreflex/Moro-Reflex (ruckartiges Hochreißen der Arme und Beinchen, meist schon bei minimaler Störung) etwas abzumildern, kannst du dein Baby locker in ein dünnes Tuch einschlagen. Das reduziert das Bewegungsausmaß der Reflexreaktion und die damit verbundene Stresshormonausschüttung deutlich. 


Diese 7 Tipps haben sich aus unterschiedlichen, anerkannten, entwicklungsfördernden Pflege- und Behandlungskonzepten und meiner langjährigen beruflichen Erfahrung als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin im Bereich der Neugeborenenversorgung entwickelt.

Natürlich kann fast jeder wickeln und füttern!!! 


Aber jedes mal wenn du einen dieser Handling-Tipps in die Alltagsroutine mit deinem Baby einfließen lässt, wirst du dabei wertvolle Bonuspunkte für dein Baby sammeln – Bonuspunkte, die seine motorische, kognitive und auch emotionale Entwicklung positiv beeinflussen können.

Wenn ihr Hilfe bei der Umsetzung der Handgriffe oder weitere Fragen zum Neugeborenen-Handling habt, fragt bitte bei eurer Hebamme, einer DGKP aus dem Bereich der Neugeborenenpflege oder einer/einem Ergo- oder Physiotherapeut:in mit Schwerpunkt Säuglingsbehandlungen nach.


Für werdende Eltern und Interessierte, die noch mehr zu diesem Thema erfahren möchten, biete ich regelmäßig Workshops „KLEINE GRIFFE. GROßE WIRKUNG“. an. Bei diesen Kursen in kleinem Rahmen bekommt ihr noch mehr theoretisches Wissen, ich zeige euch die verschiedenen Handgriffe und Grundlagen in der Praxis mit Puppen und ganz viel Zeit verbringen wir mit dem gemeinsamen Üben des Handlings. Ergänzt wird das theoretische und praktische Wissen zum Baby-Handling mit zahlreichen Neugeborenen-Pflege-Tipps. 


Aktuelle Termine und Kursorte findet ihr auf: www.juttareumueller-ichbinda.at 



Jutta Reumüller

Jutta Reumüller

DGKP (Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin) - Ausbildungsschwerpunkt Kinderkranken- und Säuglingspflege

- DGKP (Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin) - Ausbildungsschwerpunkt Kinderkranken- un ...

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