Logopädin in Therapie mit einem kleinen Mädchen
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Eine Logopädin erklärt

Daniela Schoby ist eine Kärntner Logopädin, die sich auf Kinder spezialisiert hat. Sie beantwortet LALANANA wichtige Fragen rund ums Thema Logopädie.

Was sind die Aufgaben eines Logopäden?


Unsere Kernaufgaben sind die

• Prävention

• Beratung

• Untersuchung

• Diagnose

• Therapie

• Rehabilitation und

wissenschaftliche Erforschung von Störungen und Behinderungen…

…der Sprache

…des Sprechens

…der Nahrungsaufnahme

…der Atmung

…der Stimme

…des Schluckens

…der Mundfunktionen

…des Redeflusses

…des Lesens, Schreibens und Rechnens

…des Hörvermögens und

…der Wahrnehmung

…bei Menschen aller Altersgruppen. (Quelle)


Wann braucht mein Kind logopädische Unterstützung? 


Dies ist abhängig von der Thematik. Wenn sich Eltern aber Sorgen machen oder Fragen offen sind, sollten sie immer ein Gespräch mit einem/r Logopäden/In suchen. Viele Unsicherheiten können genommen und weitere Schritte besprochen werden.


0-1 LJ: Logopäden werden schon bei Säuglingen hinzugezogen, welche mit dem Saugen und Trinken

Probleme haben. Nicht selten liegt die Ursache bei Lippen- oder Zungenbändern. Jedoch ist nicht außer Acht zu lassen, dass ein komplizierter Geburtsverlauf und eventuelle Blockaden und Reflexe ebenfalls das Trinken an der Brust hemmen können. Bei Lippen-Kiefer- Gaumenspalten werden die Eltern normalerwiese schon sehr früh im Krankenhaus vom Fachpersonal aufgeklärt und Unterstützung wird angeboten. Der Gesamte Prozess der Nahrungsaufnahme vom Saugen an der Brust oder Flasche, bis hin zur festen Nahrung fällt in den Aufgabenbereich der Logopäden und dient als Basis für die gesamte Sprechentwicklung. Weiter Hinweise für Schwierigkeiten können sein, wenn das Baby nicht auf Geräuschquellen reagiert oder wenn es keine Geräusche produziert und der Blickkontakt nicht aufgenommen wird.


1-2 LJ: In dieser Phase sind wichtige Kriterien, dass das Kind schon einfache Aufträge ausführen kann, die ersten Worte gebildet werden wie „Papa“ und „Mama“ und das es auf seinen Namen reagiert. Sollte nun das Kind nur noch mit Mimik und Gestik kommunizieren, der aktive Wortbestand wächst nicht an (sollte 50 Worte mit 2 Jahren sprechen) oder es spricht sehr undeutlich und verwaschen, dann sollte der Kontakt zu einem HNO-Arzt und einem Logopäden gesucht werden. Auch wenn noch häufig angeraten wird abzuwarten! In dieser Phase können kleine Hilfestellungen noch viel bewirken und gröbere Probleme verhindert werden.

Im weiteren Verlauf der Entwicklung nimmt der Wortschatz stätig zu, die Sätze werden komplexer und das Kind ist gut verständlich. Regelmäßig auftretende Mittelohrentzündungen oder Verkühlungen, die beim Kind mit schlechtem hören einhergeht, sollten vom HNO-Arzt kontrolliert werden. Lauterdrehen der ToniBox, ständiges nachfragen, laute Sprechstimme wären Hinweise dafür. Tritt dies chronisch auf, kann es zu gravierenden Problemen in der Hörwahrnehmung kommen, was im Kindergartenalter und Schuleintritt noch negative Auswirkungen mit sich bringen kann. 


Im 4 Lebensjahr ähnelt die Sprache schon sehr dem eines Erwachsenen. Das Kind kann sich gut unterhalten, erzählt Geschichten und die meisten Laute werden schon korrekt wieder gegeben.


Nach dem Zahnwechsel kann der/die LogopädeIn bei kieferorthopädischen Abweichungen unterstützend wirken und in der Schule bei Lese-Rechtschreibproblemen helfen.


Wann welche Fertigkeiten vollständig vorhanden sein müssen, ist an Hand dieser Tabelle zu entnehmen:



Was tun Logopäd*innen in der Praxis, um meinem Kind zu helfen? 


Wichtig ist vor dem ersten Kontakt mit dem Logopäden, die Abklärung beim HNO-Arzt. So kann sichergestellt werden kann, dass das Gehör sauber und intakt ist! Beim Logopäden selbst erfolgt die Beurteilung der Sprech- und Sprachentwicklung oder des Mundraumes und alles, was dazugehört um diesen Prozess der Nahrungsaufnahme, des Sprechens- und der Sprache zu erwerben. Anhand dieser Ergebnisse, erfolgt eine Beratung und/oder eine für das Kind zugeschnittene Therapie, die vorwiegend von den Eltern zu Hause umgesetzt und regelmäßig durchgeführt werden muss. 


Gibt es Dinge, die ich präventiv tun kann, um Probleme zu vermeiden?


Was viel vielen Eltern noch nicht bekannt ist, dass das Fundament der Sprech- und Sprachentwicklung auf den Säulen der Bindung/Beziehung, sowie Grenzen/Werte setzten und dem Bewusstsein als Vorbild zu fungieren. Jesper Juul zeichnet die Aufgabe der Erziehung in einer Metapher auf: „Kinder brauchen Eltern, die als Leuchttürme fungieren. Das heißt, sie brauchen Eltern, die klare Signale schicken. So können sich Kinder orientieren.“ (Jesper Juul, Familientherapeut) Eltern sind die großen Vorbilder und das muss ihnen auch bewusstwerden. Vor allem im Hinblick auf den Umgang mit den digitalen Medien im Beisein der Kinder.

Dies ist am besten mit einigen Situationen zu beschreiben: 


Positiv:

+ achtsam und bewusst sollten Mutter und Kind die Stillzeit genießen

+ spazieren im Kinderwagen sollte zum kommunikativen Austausch dienen

+ Bücher lesen und besprechen mit Blickkontakt


Negativ:

- Filme ansehen und Nachrichten beantworten und den Fokus auf das Internet lenken

- Handyhalterung oder Tablet Halterung am Kinderwagen installieren

- Sprechen mit den Kindern, während man eine Nachricht am Handy schreibt oder telefoniert


Zudem spielt die Verwendung des Schnullers, die Nahrungsaufnahme/ das Kauverhalten und die Motorik für die Sprechentwicklung eine ebenso bedeutende Rolle, welche von den Eltern mitgestaltet werden.


Mein Kind spricht noch nicht richtig. Ab wann muss ich mir Sorgen machen?


Wenn Ihnen Verwandte, der Kindergarten oder Freunde zur verstehen geben, dass Sie Ihr dreijähriges Kind schlecht verstehen, sollten Sie erstmal einen HNO- Arzt-Termin vereinbaren. Ein sauberes und intaktes Gehör ist die Grundvoraussetzung für einen optimalen Sprech- und Spracherwerb. Anschließend kann ein logopädisches Beratungsgespräch vereinbart werden, bei dem Ihr Kind mit dabei ist. Die ersten Fragen, Bedenken und Sorgen werden besprochen und Tipps an Sie weitergegeben. Nehmen Sie Ihre Sorgen als Eltern ernst und scheuen Sie sich nicht vor einem Telefonat oder vor einem Treffen. Lieber ein Jahr zu früh informiert als ein Jahr zu spät! Eine kleine Orientierung finden sie in der Tabelle weiter oben.


Daniela Schoby, M.Sc.

Daniela Schoby, M.Sc.

Logopädin

Ich habe in meiner Arbeit meine Berufung gefunden. Bin s ...

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