Geschwister auf Bank
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"Hallo Geschwisterchen" - Geschwisterkinder verstehen und begleiten

Das erste Kind wird in eine Paarbeziehung hineingeboren. Jedes weitere Kind kommt in eine bereits bestehende Familie. Es verändert sich dadurch die gesamte Konstellation. 

Alle Familienmitglieder müssen sich neu sortieren, Rollen müssen sich anders verteilen und neu finden. Die Geburt eines Geschwisterkindes ist nicht nur für die Eltern ein einschneidendes Erlebnis, sondern auch für das Erstgeborene. Neben der Freude kommt es auch zu neuen Herausforderungen. 


Wenn ein neues Geschwisterchen kommt dann verändert sich die gewohnte Familiensituation für das Erstgeborene. Man verliert die schon gewohnte Situation. Das ist eine Verlusterfahrung für die Geschwisterkinder und es kann sich ein Trauerprozess für Kind und Eltern einstellen. In der Trauer brauchen Gefühle seinen Platz. Alles darf erlaubt und da sein. Im Trauerprozess gibt es mehrere Phasen. Das Modell von Elisabeth Kübler Ross beschreibt 5 Phasen:


Leugnungsphase, Emotionsphase, Verhandlungsphase, Rückzugsphase, Akzeptanzphase


Der Unterschied von trauernden Kindern zu Erwachsenen ist, dass Kinder nicht durchgehend trauern, sondern spontan oder auch situationsbedingt. Die Reaktionen sind allerdings sehr unterschiedlich. Es gibt keine generelle Rebellion oder automatische Krise. Jedes Kind reagiert anders und es gibt auch Erstgeborene, die sehr entspannt mit der neuen Situation umgehen. Viele Kinder verkraften die Ankunft des neuen Sprösslings problemlos und reagieren sogar mit einem Entwicklungsschub. Andere wiederum nehmen es ganz und gar nicht locker und reagieren mit Verhaltensauffälligkeiten.


Reaktionen sind altersabhängig, spontan, gesund und teilweise notwendig, um das innere psychische Gleichgewicht wieder zu erlangen.


Reaktionen können sein: 

• Weinerlichkeit, depressive Verstimmung

• Aggression

• Schuldgefühle/Schuldzuweisungen

• Ängste

• Verlustängste

• Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten

• Verunsicherung: Werde ich noch geliebt? Bin ich noch euer Kind? Muss ich jetzt alles teilen?

• Regression auf frühere Entwicklungsstufe: 


Je nach Entwicklung macht das Kind einen Rückschritt auf ein frühes Entwicklungsniveau. Das wird zum Beispiel sichtbar durch vermehrtes Klammern, wieder Einnässen, Angst vor Trennung etc.


• Schlafprobleme

• Rückzug


Reaktionen der Eltern können sein:

• Angst (zb. dem einen zu wenig zu geben)

• Unsicherheit

• Mitleid

• Schlechtes Gewissen

• Verhalten der Eltern ändert sich 


Auf Grund der Reaktionen passiert es, dass Eltern ihre Kinder plötzlich unbewusst anders behandeln. Wenn Eltern mit den gleichen Unsicherheiten reagieren, dann fühl sich das Kind noch unsicherer, haltlos, irritiert. Es kann sein, dass Eltern mehr durchgehen lassen als sonst, Kinder mit Geschenken überhäufen etc.


Die Geschwisterkinder erleben wie schon erwähnt eigentlich einen Verlust. Wenn Kinder ein Thema mit „Verlassen“ haben, brauchen sie noch mehr Verlässlichkeit. Verlässlichkeit bekommen sie durch Sicherheit, Regeln, Grenzen, Rituale. „Ich kann mich darauf verlassen, dass es so ist!“


Wichtig ist es auch, dass Eltern lernen, ihre eigenen Gefühle zu benennen und sich diese auch zugestehen, dann kann auch das Kind dies lernen. Eltern könnten dann zu Beispiel sagen: „Ja du bist wütend, traurig, zornig…, aber das ist auch in Ordnungso, das wäre ich auch.“ Die Kunst für Eltern ist es aber, die Traurigkeit auszuhalten. Wenn es einen gelingt „Da zu sein“, ohne Lösungen zu bieten, dann fühlt sich das Kind gehalten und gesehen und wahrgenommen.


Was kann man also tun?


Vorbereitung des Geschwister Kindes:

• Die Vorbereitung ist je nach Alter unterschiedlich. Bei Kleinkindern sollte man nicht zu früh beginnen – denn die haben kein Zeitgefühl. Neun Monate sind da eine ewig lange Zeit! Was bei allen Altersklassen hilft, sind altersgerechte Bilderbücher, die die Schwangerschaft und die erste Zeit mit Baby erklären. Man sollte seinem Kind die Infos aber nicht aufdrängen, sondern immer abwarten, wie das Interesse ist. Und wenn das Kind kein Interesse hat, dann ist das auch ok. 


• Es ist wichtig, dass Eltern hier zum einen das Neugeborene unaufgeregt "schützen" und behüten und eventuell mit erhöhter Aufmerksamkeit die Gesamtsituation betreuen, andererseits aber auch Verständnis für die Gefühle der Erstgeborenen entwickeln und besonders liebevoll reagieren, in dem sie die Kinder auf den Schoß nehmen, auch sagen, dass sie das Hauen nicht wollen, ihnen aber vor allem sagen und zeigen, dass sie geliebt sind.


• Eifersucht kann sein, muss aber nicht. Dafür gibt es keine Garantie! Eifersucht ist ja auch nichts Schlechtes! Wir Erwachsene sind ja auch manchmal eifersüchtig – das ist einfach ganz normal. Das darf man sich auch klar machen. Man sollte die Eifersucht ernst nehmen und dem Kind helfen, die eigenen Gefühle in Worte zu fassen: „Du ärgerst dich, dass ich jetzt deine Schwester wickele, anstatt mit dir zu basteln, oder?“ Aber man sollte sie auch nicht überdramatisieren und zu viel psychologisieren, denn dann verkrampft man selbst nur wieder.


• Manchmal möchte das „ältere“ Kind dann auch nochmal gefüttert oder gestreichelt werden, so wie das Baby. Oder mag sich nicht mehr selbständig anziehen, sondern möchte nochmal mehr die Unterstützung der Eltern. Das ist nachvollziehbar, dem dürfen Eltern nachgeben. Es signalisiert dem Kind, wir lieben dich genauso wie das Baby.  


• Wesentlich ist insgesamt, dass Eltern die Gefühle der älteren Geschwister nicht bagatellisieren und die Signale ihrer Kinder beachten und ernst nehmen. Die „großen Geschwister“ brauchen gerade in den ersten Monaten, nachdem das Neugeborene dazugekommen ist, noch mehr Zuneigung, Wärme und Körperkontakt als sonst – und Eltern, die mit ihnen über die veränderte Konstellation in der Familie sprechen, damit sie die Sicherheit bekommen, dass sie immer noch in gleicher Weise geliebt und aufgehoben sind wie vor der Geburt des Bruders oder der Schwester.


• Mama – Zeit/ Papa-Zeit, die das Kind mit dem Elternteil alleine verbringen darf.

Hier geht es nicht um Quantität, sondern um Qualität, auch eine kurze Kuschel- oder Vorlesezeit vor dem Bettgehen kann sehr wertvoll sein. Die Eltern können sich auch ab wechseln.


• Es ist oft hilfreich das ältere Kind in die Aufgaben mit dem Baby ein zu beziehen. Das hilft eine Bindung auf zu bauen. Man kann dem Kind besondere Aufgaben geben, weil schon „groß“ ist und dadurch kann es stolz sein und erhält auch wieder eine Art Sonderstatus.



Was sollte man auf keinen Fall tun


• Es kann passieren, dass Eltern ab der Geburt des Geschwisterchens mehr vom Erstgeborenen verlangen. Das große Kind soll selbstständiger sein und sich an die Regeln halten. Dann kann es sein, dass man dem größeren Kind eine Rolle zuteilt, welche es nicht halten kann. „Du bist ja schon groß, du bist ja schon vernünftiger, du musst aufpassen…!


• Es wird schwierig, wenn man versucht verkrampft und sich darauf versteift, irgendwelche vermeintlichen Regeln zu befolgen. Denn eines muss man sich immer bewusst machen: Es gibt kein Patentrezept.


• Wer sich fest vornimmt, seine Zeit und Aufmerksamkeit ganz genau hälftig auf zwei Kinder aufzuteilen, ist eigentlich schon am Scheitern. Denn das klappt sowieso nicht. Es geht auch nicht darum, jede Exklusivminute genau zu verrechnen. Sondern es geht mehr darum, dass jedes Kind die Aufmerksamkeit bekommt, die es braucht. Und das ist tagesformabhängig und von den jeweiligen Entwicklungsschüben.


• Ein anderer großer Fehler ist es, wenn Eltern das große Kind auf einmal mit Geschenken und Aufmerksamkeit überhäufen (oder Großeltern dies übernehmen, das ist auch oft zu beobachten!) – aus Angst, das große Kind könnte sich zurückgesetzt fühlen durchs Baby.


• Wenn Eltern mit schimpfen, Vorwürfen oder gar Strafen reagieren, verstärkt sich das Gefühl der Kinder, sie seien nicht geliebt, um ein Vielfaches, und das Verhalten der Eltern wird von ihnen als Bestätigung ihres Gefühls angesehen. 


Wenn aber alles anders ist als gedacht – Umgang mit den eigenen Erwartungen


Eltern erleben oft die Spanne zwischen das Erstgeborenen verstehen zu wollen aber auch das Geschwisterchen schützen zu müssen. Also was lasse ich zu und wann stoppe ich die Situation. Auch kann es zu Überforderungen kommen, wenn all die Vorbereitungen und guten Tipps nichts nützen. 


Durch die dadurch Entstehenden Unsicherheiten und Ängste der Eltern, fühlen sich die Kinder dadurch selbst nicht mehr sicher bzw. gehalten.


Wichtig ist, dass man sich dann selbst Unterstützung holt. Zum Beispiel in den Paarbeziehungen, unter Gleichgesinnten. Auch Eltern brauchen eine Rückenhalt. 

Die Praxis Querkopf hat unterschiedlichen Gruppenangeboten für Eltern und Mütter, aber auch Einzelberatungen. Hier finden sie als Eltern die Möglichkeit, diesen notwendigen Rückhalt zu erfahren um in die eigene Sicherheit in der Elternschaft zu gelangen.


Querkopf im Zentrum

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Klinische- & Gesundheitspsychologin

Die Praxis Querkopf ist ein von Frau Mag.a Stefanie Egger geführtes Einzelunter ...

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